Szenische Lesung: 'Eine "asoziale" Pfälzer Familie' mit Alfons Ims, Lore Ims, Barbara Bernt und Jochen Schott

Gedenkstätte Neustadt
27.10.2025

Am Samstag, den 15. November 2025 um 18 Uhr, veranstaltet die Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße eine szenische Lesung mit Alfons Ims zu dessen Buch 'Eine "asoziale" Pfälzer Familie', welches er über seine eigen Familiengeschichte geschrieben hat. Unterstützt wird Ims von seiner Frau Lore Ims und der Schauspielerin Barbara Bernt. Muskialische Interventionen werden von Jochen Schott dargeboten.

Das Leben der Familie Ims in der Pfalz

Wie die Nazis aus einem Sozialfall aus der Weimarer Republik eine „asoziale Großfamilie“ machten und diese zerschlugen. Die Landflucht der Großeltern von Alfons L. Ims Ende des 19. Jahrhun-
derts von Sankt Alban (bei Rockenhausen) nach Kaiserslautern führte zum sozialen Abstieg vom Schneider zum Hilfsarbeiter. Heinrich Ims, Vater des Autors, kam 1900 als fünftes von neun Kindern in ärmlichen Verhältnissen in Kaiserslautern zur Welt. Die Familie Ims lebte in großer Armut in verschiedenen Elendsvierteln in Kaiserslautern. Man würde heute von einer Familie sprechen, die finanzielle und sozialpädagogische Unterstützung benötigt. Doch vor dem Hintergrund des NS-Leitbilds wurde die Familie als "asoziale Großfamilie" von den Nazis verfolgt und
auseinandergerissen.

Der Nationalsozialismus erhob die "gesunde und starke Volksgemeinschaft" zum gesellschaftlichen Leitbild. Diesem Leitbild entsprechend wurden die Menschen als "wertvoll", "erbgesund" oder "erbtüchtig" bewertet (und gefördert) oder aber als "minderwertig", "gemeinschaftsfremd" und "asozial" diskriminiert (und "ausgesondert"). "Aussonderung" umfasste dabei ein sehr breites Spektrum vom Entzug staatlicher Fürsorge über Wegsperren oder Zwangssterilisierung bis hin zur Ermordung.

Jahrzehnte nach Kriegsende hat Alfons L. Ims die Geschichte seiner Familie in zahlreichen Archiven recherchiert und 2022 unter dem Titel "Eine ,asoziale' Pfälzer Familie" in einem Buch dokumentiert. In einer Lesung werden die Schicksale der Kinder und der Eltern lebendig, wird an die menschenverachtende NS-Ideologie erinnert und wird die fragwürdige Rolle medizinischer, pädagogischer und kommunalpolitischer Institutionen bei der Umsetzung der NS-Ideologie beleuchtet.

Die Lesung findet im Casimirianum (Ludwigstraße 1, 67433 Neustadt an der Weinstraße) statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig Der Eintritt ist frei.